đ Yin-Mangel â Erkennen, Verstehen und Ausgleichen
In der Chinesischen Medizin â und damit auch in der Tuina-Körperarbeit â ist das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang die Grundlage fĂŒr Gesundheit und innere StabilitĂ€t. GerĂ€t dieses Gleichgewicht ins Wanken, zeigt sich das in unterschiedlichen Mustern.
Eines der hÀufigsten, besonders bei dauerhaftem Stress, Schlafmangel oder Erschöpfung, ist der Yin-Mangel.
đ Was bedeutet Yin und Yang aus Sicht der Tuina?
Yin beschreibt die Substanz des Körpers: Blut, Gewebe, KörpersĂ€fte, Haut und Knochen â also alles, was Substanz, Ruhe und NĂ€hrung gibt.
Yin kĂŒhlt, befeuchtet und stabilisiert. Es sorgt dafĂŒr, dass Körper und Geist âgehaltenâ bleiben â ruhig, regeneriert und klar.
Yang dagegen steht fĂŒr Bewegung, WĂ€rme und AktivitĂ€t.
Yang ist das, was uns antreibt: es bewegt das Qi, wĂ€rmt die Organe und sorgt fĂŒr Dynamik, Tatkraft und Begeisterung.
In der Tuina-Praxis sprechen wir davon, dass Yin Halt gibt â und Yang Bewegung.
Erst in Balance entsteht harmonischer Fluss von Qi und Blut in den Leitbahnen.
đż Wenn Yin zu schwach ist
Ein Yin-Mangel bedeutet, dass der Körper zu wenig Substanz und KĂŒhlung besitzt, um die AktivitĂ€t des Yang auszugleichen.
Das Yang wird dadurch relativ stĂ€rker â wir nennen das âLeere-Hitzeâ: es entsteht WĂ€rme, aber ohne ausreichende Substanz darunter.
đ Vier typische Anzeichen fĂŒr Yin-Mangel (nach TCM und Tuina)
1ïžâŁ Trockenheit
â trockene Haut, trockene Lippen, trockene Augen oder trockene Stuhlgewohnheiten
â Yin fehlt, um Feuchtigkeit und Schmierung zu erzeugen.
Tuina-Sicht: Yin-nÀhrende und befeuchtende Techniken (z. B. sanftes Mo Fa oder Rou Fa auf den Yin-Leitbahnen wie Milz oder Niere).
2ïžâŁ Leere-Hitze
â Hitzewallungen, rote Wangen, NachtschweiĂ, warme HĂ€nde und FuĂsohlen
â Ăberaktives, ungebremstes Yang bei fehlender Yin-KĂŒhlung.
Tuina-Sicht: Einsatz beruhigender, ausgleichender Methoden (An Rou, Mo Fa, Arbeit entlang Ren Mai, Niere, Leber).
3ïžâŁ Innere Unruhe
â Schlafstörungen, NervositĂ€t, Gedankenflut, Herzklopfen
â Yin nĂ€hrt den Geist (Shen). Fehlt es, wird der Geist ruhelos.
Tuina-Sicht: Schwerpunkt auf beruhigende Punkte (z. B. He 7, Ni 6, Le 3) und harmonisierende Techniken.
4ïžâŁ Mangel an Substanz
â MĂŒdigkeit, Gewichtsverlust, brĂŒchige NĂ€gel, Haarausfall
â Mangel an KörpersĂ€ften, Blut und Essenz.
Tuina-Sicht: Sanfte, tiefgehende Massage ĂŒber Nieren-, Milz- und Lebermeridian; StĂ€rkung ĂŒber Bl 23 (Nieren-Shu), Ma 36 (Zusanli), Mi 6 (Sanyinjiao).
âïž Wie entsteht Yin-Mangel?
Ein Yin-Mangel entwickelt sich oft schleichend â durch:
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chronischen Stress oder Ăberarbeitung
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zu wenig Schlaf
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zu viel Sport oder AktivitÀt ohne Regeneration
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scharfe, erhitzende ErnÀhrung (z. B. viel Kaffee, Alkohol, Pfeffer, Knoblauch)
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emotionale Anspannung (v. a. Leber-Qi-Stagnation)
Tuina-Therapeutisch bedeutet das:
Zu viel Spannung im Gewebe (Yang-AktivitÀt) und zu wenig Tiefenentspannung (Yin-Halt).
Das Qi bewegt sich zu stark an der OberflÀche, die tieferen Yin-Schichten trocknen aus.
đââïž Tuina-Prinzip bei Yin-Mangel
Behandlungsprinzip: NĂ€hren und Harmonisieren (Bu Fa & He Fa)
Techniken:
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Mo Fa (kreisendes Streichen) â beruhigt und befeuchtet
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Rou Fa (Kneten) â stĂ€rkt Qi und Blut
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An Rou auf Ni 6, Bl 23, Mi 6, He 7 â Yin stĂ€rken, Geist beruhigen
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Mo Fa am Bauch â stĂ€rkt Milz und fördert SĂ€fte
Ziel:
Yin nĂ€hren, Shen beruhigen, KörperflĂŒssigkeiten regenerieren.
đČ ErnĂ€hrung und LebensfĂŒhrung
UnterstĂŒtzend wirkt:
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warme, gekochte Speisen mit etwas natĂŒrlicher Feuchtigkeit (GemĂŒsesuppen, Eintöpfe, Kompott)
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Vermeidung von stark erhitzenden oder austrocknenden Lebensmitteln
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ausreichend Schlaf, weniger ReizĂŒberflutung, sanfte Bewegung (Qi Gong, langsames Dehnen)
âš Fazit
Ein Yin-Mangel zeigt sich in Trockenheit, innerer Unruhe und einem GefĂŒhl âausgebrannt, aber aufgeheiztâ zu sein.
In der Tuina wird das Yin nicht nur ĂŒber die Organe genĂ€hrt, sondern ĂŒber manuelle Impulse entlang der Yin-Leitbahnen wieder gestĂ€rkt.
So findet der Körper schrittweise zurĂŒck zu seinem natĂŒrlichen Gleichgewicht â von innen heraus, ĂŒber Ruhe, Feuchtigkeit und Tiefe.

